Kultur und Sport – freiwillige Leistungen des Staates oder Daseinsvorsorge?

Dialog mit Ministerin Ina Brandes und Fußballpräsident Christos Katzidis

Rund 100 Kulturschaffende und Kulturliebhaber kamen am 28. Februar im Kleinen Theater in Bad Godesberg zusammen, um am Dialog mit Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und Christos Katzidis, Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein, mitzuwirken. Passend zum Thema führten ein künstlerischer Auftakt des Theaterleiters Frank Oppermann und ein Grußwort des kulturpolitischen Sprechers der Ratsfraktion, Christoph Jansen, in den Diskussionsabend ein.

Kultur macht Räume zu Wirkungsräumen, in denen Menschen sich begegnen und miteinander Handeln – mit diesen Worten eröffneten die Moderatoren Anton Schaefer und Anna Sophia Baumgart, die beide den Arbeitskreis Kultur und Bildung der CDU Bonn leiten, die Diskussionsrunde. Christos Katzidis betonte, dass die Begegnung zwischen den Menschen und die dadurch entstehenden Strukturen die zentrale Funktion von Sport und Kultur seien. Gerade in sozial benachteiligten Stadtvierteln sei die einende Wirkung des Sports besonders wichtig. Aus diesem Grund gelten Kultur und Sport für ihn ganz klar als Daseinsvorsorge; dies müsse von der Politik anerkannt werden, zum Beispiel, indem ehrenamtliches Engagement im Grundgesetz verankert wird. Insbesondere an die Verwaltung gehe der eindeutige Appell, offener zu werden und mehr Möglichkeiten für Kulturschaffende zu eröffnen.

Ministerin Ina Brandes stimmte dem zu: „Wir sind ohne freiwilliges Engagement völlig aufgeschmissen“. Es sei wichtig, das Ehrenamt finanziell und unbürokratisch zu unterstützen. Trotzdem dürfe sich Politik nicht inhaltlich in die Kultur einmischen; Aufgabe der Politik sei lediglich, Leitlinien zu schaffen. Dies könne in Form von Zentralisierung und Verbreitung von Wissen über Fragestellungen geschehen, mit denen sich viele Kultureinrichtungen konfrontiert sehen. Die Vernetzung zwischen Kulturschaffenden habe sich vor allem durch die Corona-Pandemie intensiviert und solle politisch gefördert werden, beispielsweise im Rahmen der Kulturkonferenz des Landes NRW im März. Die Pandemie habe allerdings auch gezeigt, dass große Defizite bei der sozialen Absicherung von Künstlern und Kulturschaffenden bestehen. Brandes kündigte an, dass ab 2024 vom Land nur Projekte gefördert werden, bei denen Mindesthonorare für Künstler garantiert werden, und versprach, mehr unbefristete, sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse im Kultursektor, insbesondere bei Musikschulen zu schaffen.

Eine weitere Herausforderung für die Kulturszene stelle der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen ab 2026 dar. Katzidis und Brandes merkten an, dass dies insbesondere von den Vereinen und Kultureinrichtungen getragen werden müsse, etwa indem Referenten aktiv in Schulen gehen und die Kinder für ihr Programm begeistern.

Im Anschluss an den Dialog weitete sich die Runde und das Publikum bekam die Chance, individuelle Anliegen an Ministerin Brandes und Christos Katzidis zu adressieren. Es folgte eine weitere künstlerische Darbietung durch Andreas Kunz und das Publikum konnte den Abend bei einem kleinen Imbiss mit den Diskussionsteilnehmern ausklingen lassen.

Ein Bericht von Nina Schuster, Landtagspraktikantin